Ich bin Fan des rollenden Leders, aber heuer etwas fußballmüde, die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland interessiert mich nur mäßig. Ganz anders war das bei der letzten WM und ich weiß natürlich, was ich am 8.Juli 2014 gemacht habe, am Tag des berühmten 7:1:
Ich fuhr Bahn.
Früher am Abend war ich nach Potsdam aufgebrochen, um dort einen Herrn von der Marine zu treffen. Der freundliche Fregattenkapitän hatte sich bereit erklärt, mein Buch gegenzulesen, um meine technischen U-Boot-Inhalte zu prüfen.
Von Potsdam zurück ins Berliner Zentrum dauert es. Als das Spiel begann, saß ich noch im Zug. Wildfremde Menschen begannen, sich um Handys zusammenrotten, redeten aufgeregt. Es gab Gerüchte, es stünde schon nach wenigen Minuten 1:0!! (mein Smartphone hatte damals nur Internet mit WLAN). Auf der Straße hörte ich simultane Schreie aus Wohnungen. Ich hastete weiter. Noch mehr Schreie! Was war bloß los …
Als ich in der Kneipe ankam, stand es bereits 4:0, das Spiel war entschieden. Ungläubig sah ich quasi die Zugabe, die spannendste Phase dieses verrückten Kicks war vorbei.
Ich ärgerte mich, aber nur wenig, denn mein Einsatz hatte sich gelohnt. Entgegen meiner Erwartung fand der Herr Fregattenkapitän meinen Text nicht völlig banane, nach einigen Wochen gab es aus Potsdam ein Ok! Zwar stimmte nicht alles in meiner Darstellung hundertprozentig, aber das musste es auch nicht, ich habe schließlich einen Abenteuerroman geschrieben, keine Gebrauchsanweisung für U-Boote. Ich korrigierte die gröbsten Fehler und dankte ihm herzlich. (Meine Hochachtung vor seiner militärischen Disziplin. Der Mann hatte sich durch einen noch zu langen, nicht lektorierten oder korrigierten Roman gequält). Ich hoffe, dass andere U-Bootfahrer ähnlich gnädig mit mir umgehen, wenn sie den „Wal“ in der Hand halten.
Interessiert das alles die Herren Kroos, Khedira oder Klose wohl?
Nein, nicht die Bohne, im Gegenteil – sie werden dies wohl nie lesen. Warum auch.
Aber vielleicht-vielleicht, eines Tages, wenn die Sternenkonstellation günstig ist, Ebbe und Flut sich die Waage halten, die Hexen den Harz wieder bevölkern und die Fußballherren das Handy tatsächlich mal weglegen, dann, womöglich, kriegt einer von ihnen durch dummen Zufall mein Buch in die Hände, und vielleicht denkt er: Oh, was ist das?
Und macht ein Foto für Instagram.